Nachruf Hans-Peter Wichels
Hans-Peter Wichels genannt "Glenn"
geboren am 9.11.1934 in Tarmstedt      
gestorben am 15.6.2017 in Tarmstedt.    
Glenn wurde 82 Jahre alt.
 
Glenn Miller wurde er genannt, nicht nur unter Segelfliegern, sondern auch in Tarmstedt, seinem Heimatort, in dem er geboren wurde, aufwuchs und Zeit seines Lebens gewohnt hat.
Glenn war ein Original in Tarmstedt, fast Jeden seiner Generation kannte er und Jeder kannte ihn. Glenn war gelernter Schiffsbauer, Segelflieger, Werkstattleiter, Flugzeugschweißer, Windenfahrer und - Reparateur, Landmaschinenmechaniker, Anhänger-Konstrukteur, Platzwart, und noch vieles andere dazu. Er war ein Unikum, ein ganz besonderer Mensch, bei dem die Beschreibung: "harte Schale, weicher Kern" zutreffend war.
Wer ihn kannte, weiß alles, wer ihn nicht kannte, dem kann man diesen Menschen mit Worten gar nicht so recht darstellen - im Grunde muss man ihn erlebt haben.
Glenn war aus tiefstem Herzen Segelflieger, zuerst die Flugsportgemeinschaft Tarmstedt und Umgebung e. V. und dann ab 1964 die Segelfluggruppe Bremen e. V. und der Flugplatz waren seine Familie. Glenn stammt als ältester von 4 Geschwistern (2 Schwestern und einen Bruder hatte er) aus einer Tarmstedter Familie, er selbst hat keine Ehe und Familie gegründet.
Glenn wuchs in Tarmstedt auf, aber schon als 14-16 jähriger Jugendlicher begann er eine Berufsausbildung in Bremen als Schiffsbauer. Oft erzählte er davon, welche Scherze und Späße während seiner täglichen Fahrt mit der 'Jan Reiners-Eisenbahn' nach Bremen von ihm und den anderen Jugendlichen ausgeheckt wurden. Auch in der Volksschule in Tarmstedt war Glenn den Lehrern sicherlich nicht als Musterschüler in Erinnerung. Oft erzählte er davon, wie er es geschafft hatte, aufwendige Aufgabenstellungen der Lehrer mit Pfiff und Tricks auf schnelle Art zu erledigen.
Glenn sprach natürlich am liebsten "Platt" und sobald er merkte, dass jemand ebenfalls das Plattdeutsche beherrschte, wechselte er in diesen Modus. Für Menschen, die des Plattdeutschen nicht mächtig sind, war Glenn dann nicht mehr zu verstehen. Auf Platt konnte Glenn Geschichten und Döntjes aus seiner Jugend und seinem Leben erzählen, dass einem vor Lachen die Tränen kamen. Glenn hatte ein wirklich bemerkenswertes Erzähltalent.
Ja, schnacken, das konnte Glenn. Außergewöhnlich war sein Talent, alle möglichen Menschen mit einem von ihm ausgedachten Namen zu versehen. Das war nicht immer nett und wohl auch nicht immer nett gemeint, wenn er jemanden "Scheenemotor", "Bengel", "Grövatz" oder auch "Kopfgesteuerter" nannte. Er meinte es nie wirklich böse, aber nach außen hin war Glenn zu seinen Vereinskameraden und Mitmenschen häufig ruppig, ungeduldig und ungnädig. Gerade dann, wenn sich jemand nicht so anstellte, wie Glenn es mit seiner Erfahrung und seinen Kenntnissen in handwerklichen, fliegerischen und technischen Dingen erwartete. Generationen von Flugschülern und vor allem Windenfahrern könnten davon berichten. Im Gegensatz zu seiner äußerlich rauen Schale war Glenn im Grunde seines Herzens jedoch ein sozialer, geselliger und vor allem ungemein hilfsbereiter Mensch. Insbesondere im Verein ließ er sich für alle möglichen Aufgaben, Projekte und Arbeiten nicht lange bitten. Er konnte nicht nur schweißen, sondern auch mauern, dachdecken,  zimmern und vor allem Trecker fahren und reparieren. Die Hallentore, die seit 1999 an der in Eigenleistung gebauten neuen Halle und dann auch an der alten Halle fast vollständig und allein von Glenn geplant und erstellt wurden, erfreuen uns heute noch ob ihrer Funktionalität und Qualität.
Aber wie gesagt, selten machte er das mit nach außen guter Laune oder freundlichem Zuspruch. Ganz anders jedoch seine immer wieder aufblitzende Fähigkeit, zum anderen Geschlecht durch Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, Witz und hohe Flirtkunst zu punkten. Beruflich arbeitete Glenn in all den Jahren bei verschiedenen Firmen, die sich mit Heizungsbau, Kraftwerksbau oder Rohrleitungsbau befassten. Er war ein genialer Schweißer, der in jeder Lebens- und auch sonstigen Lage schweißen konnte, autogen, elektrisch, WIG oder MIG/MAG war dabei egal. Lange Jahre war er als Flugzeugschweißer tätig und im großen Umkreis der norddeutschen Segelflugvereine anerkannt. Die letzen Jahre seines Berufslebens verbrachte er in Zeven bei der Firma "Lisega", die sich mit Rohrleitungsbau für Kraftwerke rund um den Globus befasst.
 
Glenn war von den 60er Jahren bis über das Jahr 2000 hinaus als aktiver Flieger, Werkstattleiter und guter Geist auf dem Flugplatz in Westertimke/Tarmstedt nicht wegzudenken. In den Wintermonaten liebte er es, nach Südafrika zu fliegen und dort das Land zu erkunden oder bei unserem Partnerverein in "Bloemfontain" die großen Möglichkeiten des Segelfliegens auf der Südhalbkugel unseres Planeten zu genießen. In den 90er Jahren legte er sich eine private Ka 7 zu, seine "Snuffy", mit der er gerne Gäste die norddeutschen Landschaften von oben zeigte.
 
Hans-Peter Wichels muss in einem Zusammenhang genannt werden mit den unter Segelfliegern bekannten großen Namen wie Jan Eilers und Horst Kretschmer, die zu den ersten und legendären Segelfluglehrern auf dem Segelfluggelände Westertimke/Tarmstedt gehörten. Hans-Peter Wichels war einer der ersten Werkstattleiter und Schweißer auf diesen Fluggelände und arbeitete jahrelang in enger Verbindung mit Jupp Könsgen und Werner Paulsen, die ihre visionäre und erfolgreiche Aufbauarbeit ohne Glenn niemals hätten bewerkstelligen können. Gerade in der Zeit der 50er, 60er und auch noch 70er Jahre waren die Werkstattleiter genauso wichtig, wenn nicht manchmal wichtiger, wie die Fluglehrer, galt es doch, das Fluggerät und die Winde in Schuss zu halten und mit schnellen Reparaturen die Flug- oder Funktionsfähigkeit des Gerätes für den kommenden Flugtag wieder herzustellen. Für seine Verdienste wurde Glenn im Jahre 2009 zum Ehrenmitglied erklärt.
 
Im Jahre 2004 erkrankte Glenn schwer an einer Gefäßkrankeit, die dazu führte, dass Glenn sein rechtes Bein verlor. Erste Versuche, mit einer Prothese klarzukommen, waren nicht vom Erfolg gekrönt und fortan saß Glenn im Rollstuhl. Das hat diesen mobilen, agilen, kommunikativen und an vielen Dingen interessierten Menschen sehr deprimiert.
Erst als wir ihm mit viel Überredungskunst einen Elektrorollstuhl besorgen durften, kam sein Lebensmut zurück. Mit Hilfe des Elektroscooters, den er liebevoll seinen "Deutz" nannte, konnte er wieder in Tarmstedt alle Orte erreichen, die er für sein eigenständiges Leben und seine Kommunikationsbedürfnisse brauchte. Er wollte nie jemandem zur Last fallen, er wollte, solange es geht, eigenständig und selbstbestimmt leben. Mal schnell zu Heini Grabau in die Werkstatt, Schweißnähte kontrollieren, zu Bösch, sich ein leckeres Mittagessen holen, zur Bank, um sich mit Bargeld einzudecken, zum Flugplatz, um nach dem Rechten zu sehen oder beim Tag der offenen Tür eine Bratwurst zu essen und alte Freunde zu treffen. Das alles konnte Glenn lange Jahre trotz seiner erheblichen Behinderung wieder machen.
 
Erst seit 2016 schränkte sich Glenns Aktionsradius krankheitsbedingt weiter ein. Auch in dem verbliebenen Bein verschlossen sich die Gefäße immer mehr und er konnte nur noch selten seine Wohnung verlassen. Im Frühsommer 2017 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand so sehr, dass er täglich Pflege und Unterstützung benötigte. Aber ins Pflegeheim wollte Glenn auf keinen Fall. Wie so häufig, hat er seinen Willen durchgesetzt und verstarb am 15. Juni 2017 in seiner Wohnung in Tarmstedt.
 
Wir werden Hans-Peter Wichels, genannt "Glenn" immer ein respektvolles und ehrendes Andenken bewahren.
 
Für den Vorstand der SFG Bremen e.V.
Rolf Struckmeyer
Tarmstedt/Westertimke, den 15.6.2017