Horst Kretschmer
geb. am 17.10.1920 in Görlitz,      
gestorben am 12.10.2010 in Bremen.     
Horst wurde 90 Jahre alt.
 
,,Fluglehrer mit Herz und Seele" so charakterisierte Horst sich noch 2007 ganz einfach und bescheiden. Doch war er viel mehr: Familienvater, Techniker, Segelfluglehrer, Motorfluglehrer, Initiator und Mitbegründer des Vereins für Luftfahrt im Tarmstedter Winkel und der Segelfluggruppe Bremen, er konnte Begeisterung wecken für den Segelflugsport, er hatte und nutze Verbindungen zu Fliegern und Fluggruppen insbesondere nach dem Krieg in Bremen und dessen Umgebung. Insofern ist der Name Horst Kretschmer mit dem Wiederaufbau des Segelflugsportes in Bremen und dessen Umgebung untrennbar verbunden. 
 
Horst wurde am 17. Oktober 1920 in Görtliz geboren und ist dort auch aufgewachsen. Seine Segelflugausbildung begann ab 1934 in Görltiz auf der „Grunau 9“ (Schädelspalter). 1939, nach dem Einzug  zum Militär, wurde Horst auch zum Motorflieger und ab 1942 auch zum Motorfluglehrer ausgebildet. Seine Flugzeugführerkarriere wurde jedoch während des Krieges unterbrochen, weil er nicht bereit war, sich bereits 1939 für 10 Jahre zum Militärdienst zu verpflichten. So wurde er zunächst als Bordmechaniker auf einer „Ju 88“ eingesetzt, mit der Aufklärungsflüge durchgeführt wurden. Während einem Einsatz über Russland geriet die Maschine unter massiven Beschuss, der Flugzeugführer wurde schwer verletzt und verlor das Bewusstsein. Selber schwer verletzt, konnte Horst die Maschine sicher landen. Nach seiner Genesung wurde Host dann zur Flugzeugführerschule abkommandiert, wo er junge Segelflieger zu Piloten z.B. auf der „Weihe“ ausbildete, die deswegen später als Piloten in den Jagdflugzeugen und Bombern der Luftwaffe, z.B. der „He 111“ schneller ausgebildet werden konnten. Durch die Erfordernisse des Krieges wurde Horst 1944 nach Dortmund zum Jagdgeschwader 117 kommandiert und auf die „ME 109“ umgeschult. Dort sollte er Jagdflieger ausbilden. Der Flugplatz wurde jedoch 4 Wochen vor Kriegsende von englischen Fliegern zerstört. Danach noch kurz als Fall-schirmspringer eingesetzt, erlebte Horst das Kriegsende als internierter Gefangener der Engländer in Nordholz.  
 
Kurz darauf wurde Horst von den Engländern in ein Internierungslager bei Westertimke verlegt. Die Gefangen-en mussten überwiegend zivile Dienste leisten und so lernte Horst Tarmstedt und seine Umgebung kennen. Sein Auftrag, die defekte Ziegelei in Tarmstedt wieder in Gang zu bringen schlug fehlt, aber er fand im Auto-haus Warnke Beschäftigung und reparierte die Autos der Landbevölkerung, die den Krieg (zum Teil in Scheuen unter Heu) überlebt hatten. Am 5.1.1946 wurde Horst aus der Internierung entlassen. 
In Tarmstedt hatte er inzwischen Medi Brockmann kennen und lieben gelernt und konnte in Medis Elternhaus nach der Entlassung aus der Gefangenschaft unterkommen. Am 6.6.1948 wurde im Standesamt in Wilstedt geheiratet. Horst hat in Bremen bei der Firma Hoch- und Tiefbau Brand eine Arbeit als Maschinist gesucht und gefunden. Das junge Paar wollte selbständig werden und baute sich ein neues Zuhause in Bremen, im Fesenfeld. Hier wurden auch 1949 und 1956 die beiden Söhne Gerd und Michael geboren. 
Horst hatte in der Zeit in Tarmstedt  etliche Segelflugbegeisterte um sich geschart und  war von den thermisch günstigen Bedingungen in der Westerimker Heide überzeugt. 1949, bei der 1. landwirtschaftlichen Maschinen-ausstellung in Tarmstedt, präsentierten sich die Segelflieger mit einem Informationsstand und konnten neue Interessenten gewinnen. Am 23.6.1951 gründete Horst mit weiteren Getreuen den Verein für Luftfahrt im Tarmstedter Winkel. Als 1951 endlich das Segelfliegen wieder erlaubt wurde, zog jedoch Bremen wie ein Magnet die begeisterten Piloten an. Jan Eilers und seine "Laister Kaufmann", ein doppelsitziges Segelflug-zeug, das ehemals in der amerikanischen Navy gedient hatte, verhalf Hunderten ehemaliger Segelflieger wieder zu den ersten Überprüfungsflügen. Auch Horst kam in Bremen auf den Neuenlander Feld wieder zu Fliegen und bildete als Fluglehrer neben Emil Lehnert und Jan Eilers viele junge Piloten aus und gehörte zu den aktiven Rekonstrukteuren des Bremer Vereins für Luftfahrt. 
In den 50er und 60er Jahren nutze Host seine vielfältigen Beziehungen, um an den entstehenden Flugplätzen in der Bremer Umgebung, die sich nach der zunehmenden Einschränkung des Segelfluges auf dem Neuenlander Feld entwickelten, Start- und Ausbildungshilfe zu geben. So bildete Horst an den Flugplätzen Rotenburg, Hüttenbusch, Osterholz und Tarmstedt/Westertimke Fluglehrer und Flugschüler in großer Zahl aus. In dieser Zeit hat Horst  über 20.000 Ausbildungsstarts absolviert. Seit Beginn der 60er Jahre wandte sich Horst dann immer stärker dem Tarmstedter Platz zu, der sich zunehmend aus der Abhängigkeit von den Bremer Segelfliegern löste. 1964 wurde die Segelfluggruppe Bremen gegründet und Horst wurde nicht müde, bis in die 70er und 80er Jahre hinein Flugschüler und Fluglehrer in Tarmstedt auszubilden.
Horst war stets bescheiden und  sah seine Hauptaufgabe in der Ausbildung junger Segelflieger. Fluglehrer mit Herz und Seele, so charakterisierte er sich, und so wurde er auch von allen wahrgenommen. Nicht nur von seinen Söhnen, die ebenfalls der Segelfliegerei und der SFG Bremen e.V. verbunden sind, wurde er „Vati“ genannt. Nein, „Vati“ nannten ihn alle, die ihm in segelfliegerischer Hinsicht viel zu verdanken hatten, und das waren in den vergangenen 50 Jahren fast alle Mitglieder der SFG Bremen e.V. 
 
In großer Trauer müssen wir uns jetzt von Horst verabschieden. Mit riesigem Respekt gedenken wir zugleich der Lebensleistung von Horst Kretschmer, ohne den die SFG Bremen e.V. und der Segelflugplatz Tarmstedt/ Westertimke nicht das wären, was sie heute sind. 
 
Wir werden unserem Ehrenmitglied Host Kretschmer, unserem „Vati“ in großer Dankbarkeit und Respekt immer ein ehrendes Andenken bewahren.
 
Bremen, den 30.10.2010
 
Rolf Struckmeyer 
1. Vorsitzender  SFG Bremen e.V.